Verdauungsapparat
Die Nahrung, die das Pferd zu sich nimmt, setzt sich aus vielen biochemischen Bestandteilen zusammen. Das Futter wird durch Kauen (mechanische Zerkleinerung), durch Enzyme (chemischer Abbau) und bakteriellen Abbau in kleinste Partikel zerlegt. Diese Partikel sind von so geringer Größe, dass sie durch die Darmwand ins Blut gelangen können (= Resorption).
Im Pferdekörper werden die Partikel dann wieder zu größeren Einheiten zusammengefügt. Auf diese Weise entstehen Eiweiß, Kohlenhydrate und Fette. Dieser Prozess ist mit dem Begriff „Verdauung“ gemeint.
Zähne
Kaum eine Therapiemethode hat sich in den letzten 2 Jahrzehnten so weiterentwickelt, wie die Zahnheilkunde. Es gibt mittlerweile sehr viele Tierärzte, die sich nur auf Zahnbehandlungen spezialisiert haben. Zurecht, denn Pferde können, wie wir Menschen, ebenso Zahnschmerzen haben, sind aber nicht in der Lage, es uns direkt zu sagen. Aus diesem Grunde ist es wichtig, dass dies bei den regelmäßigen, jährlichen Zahnkontrollen durch genaue Untersuchung des Pferdemauls festgestellt wird; und es gilt nicht nur Zahnschmerzen zu diagnostizieren, sondern auch Unregelmäßigkeiten im Biss, denn unterschiedliche Druckverhältnisse im Bereich der Backenzähne haben nachgewiesene Auswirkungen auf den Bewegungsapparat und können zu erheblichen Verspannungen führen.
Chronische Abmagerung
Nicht selten bekommt man Pferde vorgestellt, die abgemagert sind und einfach nicht mehr zunehmen wollen. Hier ist es wichtig, die Ursachenforschung erstmal logisch und mit einfachen Fragen anzugehen und nicht gleich zu kompliziert zu denken.
Die ersten Fragen könnten sein: Bekommt das Pferd für seine Größe genug zu fressen? Können Magen-Darm-Parasiten eine Rolle spielen? Hat das Pferd ein Magenproblem?
Sollten hier keine zielführenden Antworten gefunden werden, erst dann kann man tiefergehende Gedanken fassen: Ist die Darmflora verändert und verhindert eine ordnungsgemäße Verdauung? Ist die Darmschleimhaut chronisch entzündet oder gar degeneriert und kann die Nährstoffe nicht mehr in ausreichender Menge in den Körper aufnehmen? … und erst zuletzt: Gibt es einen chronischen Prozess irgendwoanders im Körper, z.B. Erkrankungen der Leber, Tumore? Laboruntersuchungen, die hier aufschlußreiche Informationen liefern können, sind Futteranalysen, die Untersuchung von Kot- und Blutproben.
Koliken
Formen der Koliken
Die Angstkrankheit eines jeden Pferdebesitzers: die Kolik. Bei dem Verständnis des Wortes „Kolik“ gibt es immer wieder Verständnis-Schwierigkeiten, obwohl es ganz einfach ist. Kolik heiß erstmal nichts anderes als „Bauchschmerzen“. Nicht mehr und nicht weniger. Das können Schmerzen am Magen-Darmtrakt oder an anderen inneren Organen, wie z.B. den Nieren, den inneren Geschlechtsorgane oder der Harnblase sein.
Die Angst vor Koliken besteht zurecht, denn der sehr lange Pferdedarm (35 bis 39 Meter) ist nicht, wie etwa beim Menschen, in seinem gesamten Verlauf an der Innenseite der Bauchauskleidung fixiert, sondern hängt wie ein „Kronleuchter“ im Bauchraum und kann sich um seinen Aufhängepunkt drehen. Dieser liegt unterhalb des Brust-Lendenwirbelsäulen-Übergangs. Auch in seinem Verlauf ist der Darm nur nur an wenigen Stellen im Bauchraum fixiert. Dies sind Gründe, weshalb es beim Pferd schnell durch Verdrehung / Verlagerung einzelner oder ganzer Darmabschnitte zu mechanischen Darmverschlüssen kommen kann, die letztendlich nur durch einen aufwendigen und riskanten operativen Eingiff beseitigt werden können. Es liegt in der Kunst des erstuntersuchenden Tierarztes, hier im richtigen Moment die richtigen Weichen zu stellen. Neben den mechanischen Ursachen gibt es auch funktionelle Störungen (z.B. Verstopfung, Atonie) und Darmentzündungen (z.B. Colitis), die in der Regel mit stark schwankenden Prognosen durch konservative (= nicht-operative) Maßnahmen zu therapieren sind.
Tipps für den Fall einer Bauch-Operation an Ihrem Pferd
Sollte Ihr Pferd mit Verdacht auf Darmverschluss in eine Klinik überwiesen werden müssen, möchten wir Ihnen hier ein paar Ratschläge geben, wie Sie sich am besten auf den hoffentlich nie eintretenden Fall vorbereiten können. Wenn es nämlich so weit ist, ist man in der Regel aufgrund überschießender Emotionen und Ängste häufig nicht mehr in der Lage, einen klaren Kopf zu fassen.
Wenn Sie mit Ihrem Pferd in der Klinik ankommen, heißt es noch lange nicht, dass es auch tatsächlich operiert werden muss. In der Klinik wird man je nach Zustand des Patienten, solange es vertretbar ist, natürlich noch versuchen, ob sich durch eine Intensivbehandlung (Infusionen, Spasmolytika, Sedativa, dauernde Laborkontrolle) eine Operation noch abwenden lässt. Die Entscheidung zur OP sollte nicht zu früh, aber auch nicht zu spät gefällt werden und sie wird immer leichter, je länger der Patient noch unter Beobachtung stehen kann.
Dennoch müssen Sie als Pferdebesitzer bei der Klinik-Einlieferung die schwierigste aller Fragen beantworten, nämlich: „Stimmen Sie im Falle der Notwendigkeit einer Operation zu?“ Die Antwort ist schriftlich abzugeben und zu unterzeichnen. Welche Fragen stellen sich nun für Sie:
„Möchte ich dies meinem Pferd antun?“ Die Antwort ist ja, denn man kann damit wahrscheinlich das Leben des Tieres retten. Ein Tierarzt würde nie zu einer OP raten, wenn man es einem Pferd nicht „antun“ könnte.
„Was kommen für Kosten auf mich zu?“ Die Gesamt-Kosten für eine Kolik-OP belaufen sich in der Regel je nach Aufwand und Nachversorgung auf ca. 2500 € bis 5000 €. Die schwierigste „Kröte“ an dem Ganzen ist, man weiß nicht, ob der Patient überlebt oder nicht. Das heißt überspitzt gesagt, es kann im schlimmsten Fall schnell zu einem großen finanziellen Verlust kommen und der Patient ist auch noch tot. Ihre Entscheidung steht und fällt daher mit der Überlegung, ob Sie sich das finanziell leisten können. Wenn nein, dürfen Sie kurzum der Klinik keine OP-Erlaubnis erteilen und wenn es noch so schwer fällt.
Warum benötigt die Klinik diese Entscheidung bereits bei Einlieferung, wenn es dem Pferd noch nicht so schlecht geht? Die Klinik benötigt diese Antwort unbedingt von Anfang an für die Festlegung der weiteren Behandlungsstrategie: Besteht eine OP-Erlaubnis, wird man als Tierarzt kein Risiko für das Tier eingehen, z.B. zu spät zu operieren und das OP-Team kann in Bereitschaft versetzt werden. Besteht die OP-Erlaubnis nicht und die Klinik kommt zur Erkenntnis, daß nun eine OP unumgänglich wäre, steht eigentlich die Erlösung (Euthanasie) des Tieres an. Allerdings können, wenn vertretbar noch die einen oder anderen riskanten Therapieversuche (z.B. Blinddarm-Punktion, rektale Entgasung oder Verabreichung von Peristaltikmitteln) unternommen werden, die nicht selten erfolgreich sind, aber doch zu riskant, um sie von vorne herein einzusetzen. Außerdem muss bei einem „Nein“ das OP-Team nicht in Bereitschaft versetzt werden. Die Bitte des Pferdebesitzers, diese OP-Entscheidung dennoch zu verschieben, bis es zur OP kommt, wird in der Regel zusätzlich zu diesen Überlegungen abgelehnt, da die Möglichkeit immer besteht, telefonisch nicht zusammen zu kommen, wenn Eile geboten ist.
Wir informieren Sie hier über all das mit diesen klaren Worten nur, weil es am Ende vielleicht lebensrettend für den Patienten sein kann, wenn Sie gut darauf vorbereitet sind. Die großen Emotionen und Diskussionen dieser Fragen sind häufig ein erheblicher Zeitverlust und unnötige zusätzliche Belastung für die behandelnden Tierärzte.
Unser entscheidender Tipp
Schließen Sie eine OP-Kosten-Versicherung ab. Sie übernimmt erfahrungsgemäß alle oder den größten Anteil der entstehenden Kosten. Die geringen monatlichen Beiträge sind die Bredouille, in die Sie unter Umständen kommen könnten, allemal wert!