Infos und Tipp in Sachen Pferde-Impfungen!

Heute habe ich für euch einen Tipp in Sachen Pferde-Impfung, der besonders wertvoll für diejenigen sein könnte, die das Impfen kritisch sehen und eine Impfung am liebsten nur verabreichen wollen, wenn der Impfschutz nicht mehr gegeben ist. Der Tipp kommt weiter unten und betrifft die Tetanus-Impfung!

Aber zunächst erstmal ein paar allgemeine Fakten aus der Praxis.

Ich persönlich bin in Sachen Impfung nicht derjenige, der das Impfen, koste es, was es wolle, durchboxen möchte, sehe es aber dennoch als sehr wichtig an, um die entsprechenden tödlichen Seuchen- bzw. Erkrankungsfälle so gering zu halten, wie möglich. Es gibt bei verschiedenen Impfungen durchaus vereinzelt mehr oder weniger starke Reaktionen, die sich, toi toi toi, in meiner bisherigen Praxis von 30 Jahren in einem sehr erträglichem Rahmen hielten. Ich möchte hier besonders betonen, dass ich dabei von Impfreaktionen spreche und nicht von Impfschäden. Bei den besagten Impfreaktionen handelt es sich im Allgemeinen um drei bis vier Tage dauernde Zustände von leichter Abgeschlagenheit, Fieber sowie Schmerzen und Schwellung an der Injektionsstelle mit teilweise Bewegungsstörungen, also Symptome, die zwar im Moment schlimm erscheinen, aber nach Abklingen den Pferden keinerlei weitere Probleme bereiten. Es liegen nicht immer alle aufgezählten Symptome vor. Langzeit-Impfschäden sind beim Pferd meines Wissens nicht beschrieben.

In meiner Praxis gab es bislang eine handvoll Pferde, die mit diesen Reaktionen nach jeder Impfung sehr stark zu kämpfen hatten und diese Symptome über einen Zeitraum von zwei oder mehreren Wochen zeigten. Bei derart starken und länger andauerdnden Reaktionen empfehle ich, auf einen anderen Impfstoff umzusteigen, soweit vorhanden. Sollte es keinen alternativen Impfstoff geben oder die Reaktion genauso stark sein, poche ich selbstverständlich nicht auf die weitere Durchführung der entsprechenden Impfung, sondern rate in diesen Einzelfällen, die Impfung, die die Symptome hervorgerufen hat, in Zukunft wegzulassen. Diese extremeren Fälle sind so selten, dass sie sicherlich keinen negativen Einfluss auf die Gesamt-Seuchenlage haben.

Anders ist es bei Tetanus, eine bakterielle Infektionskrankheit, die keine Seuche und auch nicht von Tier zu Tier ansteckend ist, sondern an der sich die Tiere in ihrem gewohnten Lebensumfeld infizieren. Die Sporen der Erreger sind sehr widerstandsfähig und befinden sich in besonders hohen Konzentrationen im Erdreich und im Pferdemist. Eine Impfreaktion oder einen Impfschaden als Folge auf eine Tetanus-Impfung habe ich während meiner ganzen 30-jährigen Praxistätigkeit nie erlebt. Aufgrund der schnellen Infektion von auch nur kleinen offenen Wunden mit dem Tetanus-Erreger stufe ich diese Impfung als besonders wichtig ein. Die Erkrankung und der vorprogrammierte Tod ungeimpfter Pferde sind furchtbar und es prägt einen, wenn man es einmal erlebt hat. Als Tierarzt erlebt man es leider durchaus immer wieder, wenn auch gottseidank nicht häufig.  … aber was ist in diesem Fall schon ‚häufig‘? …  Jeder Tetanus-Todesfall ist trotzdem einer zu viel! Der unverständliche Grund ist dann ein mangelnder Impfschutz durch unsachgemäße Impfintervalle oder eben keine Impfung aus einer Ablehnung heraus.

Dazu muss ich eine kurze Story aus der Praxis erzählen: Ich war mal, vor bestimmt 15 Jahren, bei einem Shetland-Pony-Züchter, der ca.30 Ponies bei sich rumlaufen hatte. Er sagte, er hätte diese Zucht schon seit 14 Jahren. Ich sollte bei einer älteren Zuchtstute die Zähne machen, da sie nicht richtig fressen konnte. Der Zahstatus war furchtbar: mehrere Meißelzähne, Haken, einen gebrochen Backenzahn und überall extrem scharf Kanten, also rundum schlimm und aus Nachlässigkeit und Sparsamkeit schlichtweg „verschludert“. Da ich während der Behandlung bei diesen starken Befunden durchaus auch mit Zahnfleisch-Verletzungen rechnete, fragte ich nach dem Tetanus-Impfstatus. Die Antwort des Züchters war, daß er grundsätzlich nicht impfen würde. Ich fragte ihn, wieviele Tetanus-Tote er schon hatte. Darauf antwortete er: „So höchstens 2-3 pro Jahr, das wäre unter dem Strich finanziell günstiger, als alle regelmäßig mit Tetanus zu impfen“. Ich war entsetzt und klärte ihn sehr energisch und bestimmt über die Tierschutzwidrigkeit dieser Gedanken auf.

Ich werde häufig von Pferde-Besitzern gefragt, warum Tetanus beim Pferd alle 2-3 Jahre aufgefrischt werden muss und beim Menschen nur alle 10 Jahre. Die Antwort ist, weil die Impfstoffhersteller des Pferde-Impfstoffs in ihren Zulassungsstudien eben zu diesem Ergebnis kommen. Es hängt vom Immunsystem der einzelne Pferde ab. Wir Tierärzte dürfen das nicht ohne Risiko einfach so abändern, wenngleich ich in diversen Vorträgen von Professoren öfter gehört habe, daß beim Pferd auch mit einem ebenso langem Schutz zu rechnen wäre, wie beim Menschen. Diese mündlichen Statements reichen aber selbstverständlich nicht aus, um sich deshalb als praktizierender Tierarzt gegen die im Beipackzettel angegebenen wissenschaftlichen Erkenntnisse bei der Zulassung dieser Impfstoffe zu stellen. Im Gegenteil, wenn ich mich als Tierarzt „einfach so“ über bestehende Anweisdungen hinwegsetze und es kommt nachher doch zur Erkrankung und zum Todesfall, dann habe ich nicht nur ein moralisches Problem dem Pferd gegenüber, sondern auch ein rechtliches Problem dem Pferdebesitzer gegenüber, da ich einen klassischen Kunstfehler begangen habe. Ich habe kürzlich (November 2020) einen Universitätsprofessor zu diesem Thema befragt und er hat geantwortet: „Es ist durchaus davon auszugehen, daß ein gut geimpftes Pferd einen Tetanus-Schutz von 10 Jahren aufweisen kann. Dies hängt unter anderem sehr stark vom Immunsystem des Einzeltieres ab. Es ist jedoch davon auszugehen, daß bei der Auffrischung nach so langer Zeit sicherlich kein annähernd so guter Impfschutz (Boosterung) mehr erzeugt wird, als bei einer korrekten Wiederholungsimpfung nach 2 Jahren. Diese Pferde sind also stark gefährdet, dennoch an der Infektion zu erkranken.“

… und dies führt mich nun zu meinem eingangs angekündigter Tipp: Für alle, die eine Tetanus-Impfung nicht grundlegend ablehnen, sondern nur impfen möchten, wenn der Impfstatus entsprechend niedrig ist, gibt es mittlerweile die komfortable Möglichkeit einer Titer-Bestimmung und davon abgeleiteter Empfehlung, wie lange noch Impfschutz besteht. Das funktioniert in der Praxis sehr gut und es gibt EIN Spezial-Labor, welches in der Lage ist, diese Aussage zu treffen. So kann man z.B. einmal pro Jahr eine Tetanus-Titer-Bestimmung durchführen lassen und wenn es von Seiten des Labors für erforderlich gehalten wird, wird geimpft, wenn nicht, dann nicht. Das ist doch cool, oder?   Übrigens…bei den anderen Impfungen, wie Herpes oder Influenza, ist zwar eine Titer-Bestimmung möglich, aber leider nicht die sichere Beurteilung, ob es sich hier noch, und wie lange, um einen ausreichenden Impfschutz handelt. Hierzu fehlen die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Die Kosten dieser Tetanus-Titer-Bestimmung, inkl. Tierarztkosten (Blutentnahme, Wegegeld-Anteil, Vorbereitung zum Versand, Porto) belaufen sich in meiner Praxis auf 70 € brutto.

In unserem >Impfschema für Pferde< findet ihr eine Übersicht über die korrekte Durchführung der derzeit möglichen Impfungen für Pferde. CAVE: Das Überschreiten der von den Impfstoffherstellern festgelegten Intervalle führt zu einem unsicheren Impfstatus und damit zum Risiko, wahrscheinlicher zu erkranken.

Über Feedbacks (Statments, Ergänzungen,  Kommentare) würde ich mich sehr freuen.

Wenn ihr Fragen zu diesem Thema habt, könnt ihr gerne einen telefonischen Beratungstermin mit meinem Büro ausmachen. Ich rufe dazu dann gerne zurück. Siehe hierzu auch bitte unseren >Telefonischen Beratungsservice<.

Viele Grüße!

Euer Doc