Thorin's Geschichte - vor und nach "Die Pferdeprofis"

Mein Herz

(erzählt und uns zugeschickt von Thorin's Frauchen Sabrina am 18.03.2018)

Im Sommer 2015 habe ich beim Durchstöbern des Internets  auf dem sorgenannten „schwarzen Brett“ der Internetseite von „Gut Aiderbichl“ einen jungen Tinker entdeckt wo er als verschüchtert und auf der Suche nach dem richtigen Menschen als Notfall aufgelistet war. Nachdem ich mit der Anzeigenschalterin Kontakt aufgenommen habe, stellte sich heraus, dass diese wohl die Nachbarin von dem derzeitigen Eigentümer sei. Der Eigentümer war ein  Kleinpferdehändler in Landshut.

 

Nach kurzer Zeit habe ich mich dazu entschlossen dort hinzufahren, da es nicht allzu weit weg war von meiner Heimat und ich interessiert war wieso ein scheinbar gesundes junges Pferd geschlachtet werden sollte. Als ich ihn das erste Mal sah stand er dort in einem kleinen Verschlag in dem er sich weder vorwärts, noch rückwärts, noch seitwärts bewegen konnte. Wenn man sich dem Verschlag genähert hat, sah man in ihm die blanke Panik. Den armen Tropf so zu sehen hat mir in der Seele weh getan, ich wusste sofort, dass ich ihn unter allen Umständen kaufen werde. Ich habe mit dem Händler dann ausgemacht, dass er mir ihn zu meinem Stall transportiert. Bei Übergabe gab mir der Händler einen Kaufvertrag und eine Spritze mit einem Chip und einem Formular mit dem ich einen Pass beantragen solle. Ich sollte ihn selbst chippen und könne dann einen Pass beantragen. Mir war selbstverständlich bewusst, dass dies so nicht möglich ist.

 

Als ich mich mit dem Landesverband Bayerischer Pferdezüchter e.V. in Verbindung gesetzt habe und nach den vollständigen Unterlagen für die Passbeantragung gefragt habe, wurde mir von dort mitgeteilt, dass es nicht erlaubt sei nicht gechippte Pferde zu verkaufen, kaufen oder zu transportieren, ich solle mich umgehend mit meinem örtlichen Veterinäramt in Verbindung setzen. Dies habe ich sofort gemacht.

Das Veterinäramt hat dann versucht zu ermitteln woher denn mein Tinker stammt. Zurückverfolgt konnte die Herkunft bis zu einem Großhändler in Holland werden, von dem der Kleinhändler in Landshut ihn gekauft hatte.

Nach einigen Recherchen stellte sich definitiv heraus, dass er ein Wildpferd aus Irland war der über illegale Wege seinen Weg nach Holland gefunden hat. Dort wurde er in einen Ständer getrieben und die Beine zusammengebunden, dann wurde er umgeworfen und ohne Sedierung kastriert und auf dubiose Weise versucht einzureiten. Soweit ich mich informieren konnte war dies wohl der Hergang. Fakt ist, dass mein Tinker traumatisiert war von Menschen, egal welches Alters, Größe und Geschlechts.

Für den Großhändler in Holland, haben die von ihm angewandten Methoden keine Früchte gezeigt, mein Tinker konnte nicht durch die übliche Gewalt zur Duldung gezwungen werden. Auf dem Weg in die ewigen Jagdgründe stand er auf demselben Transporter wie einige Verkaufspferde, wo er von dem Kleinhändler aus Landshut entdeckt wurde. Dieser wollte dort, so hat er mir erzählt, ein Pferd kaufen und hat den kleinen Tinker im Hänger stehen sehen. Er war derartig von sich selbst überzeugt er würde den „Tinker schon in die Spur bringen“, dass er ihn von dem Großhändler als „Zusatz“ mitgenommen hat. Sein Plan ging aber letztendlich nicht auf und er hat den Kleinen nicht „in die Spur“ bekommen, sodass er ihn zunächst einmal gewinnbringend wieder loshaben wollte. Soweit ich erfahren konnte hat er den Tinker schon mindestens 4 Mal vor mir verkauft gehabt und hatte es schließlich aufgegeben für ihn ein neues Zuhause zu suchen, weil es zwischenzeitlich für ihn zu einem massiven Minusgeschäft geworden ist. Er wollte ihn wieder zurück nach Holland bringen um ihn dort schlachten zu lassen. Eine Nachbarin wurde auf diese Umstände aufmerksam und hat ihn als Notfall auf der Internetseite von Gut Aiderbichl aufs „Schwarze Brett“ gesetzt. Da habe ich ihn gekauft.

Ich reite zwar schon lange Jahre aber mit derartigen Pferden habe ich überhaupt keine Erfahrung ich habe versucht mir durch Literatur und ganz viel Geduld mich ihm anzunähern. Aber alles was ich alleine schaffen konnte war ihn bedingt auf einer Seite zu streicheln und ihn für Futter etwas anzulocken. Dies ging aber auch nur solange er dies selbst geduldet hatte.

Nachdem ich in meinem Training massiv stagnierte, wollte ich ihn ins Training geben. Dem im Wege stand allerdings, dass Thorin nicht greifbar war und für einen Transport Halfter und Chip benötigte. Ich habe lange überlegt und einige Fehlversuche gestartet. Auch unter viel Ruhe und Gabe von Sedalin war es mir nicht möglich ihm ein Halfter aufzuziehen. Ich musste wohl andere Geschütze auffahren. Da kam mir der Gedanke mit einem Blasrohr. Dies war nun mein nächster Step in meinem Plan für Thorin ein besseres Leben zu schaffen. Ich habe diverse Tierärzte kontaktiert und auch bei Zoos angerufen ob es jemanden nicht möglich sei mein Pferd mit dem Blasrohr abzuschießen und unter Narkose dann zu chippen, damit er transportiert werden könne. Jeden den ich kontaktiert habe, hat mich für verrückt erklärt und gesagt mein Pferd gehöre getötet. Als letzten Versuch habe ich Markus Aschenbrenner eine Email geschrieben und gehofft ich würde hier eine positive Reaktion erhalten. Dem war auch so, Markus hat mich nach kurzer Zeit zurückgerufen und erklärt, dass er auf jeden Fall bereit sei mir zu helfen. Er war es auch der Thorin bei den „Pferdeprofis“ angemeldet hat und dort den Kontakt hergestellt hat. Dies war eine unglaubliche Hilfe auf unserem weiteren Lebensweg. Ich habe dadurch so viele wunderbare Menschen kennenlernen dürfen und die Möglichkeit erhalten Thorin ein besseres Leben zu verschaffen. Dafür werde ich ihm immer dankbar bleiben.

Ab diesem Zeitpunkt ist unsere Geschichte ja bereits durch die Fernsehsendung bekannt.

Aber die eigentliche Arbeit war nach dem Dreh, die Routine ist das was Thorin festigt. Nur durch Alex Madl und unsere zwischenzeitliche Freundschaft hat Thorin den Weg ins Leben gefunden und lebt nunmehr im Offenstall bei Alex. Die Dankbarkeit die ich Alex gegenüber empfinde für die Möglichkeit die er Thorin eröffnet hat kann ich nicht in Worte fassen. Ich besuche Thorin jede Woche und arbeite mit ihm, kann ihn inzwischen innerhalb von 5 Minuten in einem großen Offenstall einfangen, putzen, satteln, trensen, führen und longieren sind kein Problem mehr. Mittlerweile kann ich auch bereits aufsteigen und mit ihm ein paar Schritte gehen. Er tut sich immer noch hart mit anderen Menschen aber mir und Alex vertraut er und dafür danke ich ihm.

Thorin hat mich so viel gelehrt. Er ist für mich das beste Lebewesen im UniversumJ, da er mir die Chance gibt trotz seines Traumas und seiner Angst Teil seines Lebens zu sein. Ich sage oft er ist das „Plus“ zu meinem „Minus“. Ich würde für ihn alles geben und er bedeutet mir die Welt. Er ist und bleibt „mein Herz“.

1 Kommentare
Anja Stahlmann
23 März 2020 um 14:28 Uhr
Unglaublich! Ich bin so froh, dass es solche Menschen gibt! Ich wünsche euch noch viele schöne Jahre!

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